Midstaycamp in La Paz und Coroico vom 12.01.-16.01.2015


Am Sonntagabend musste sich unsere Freiwilligengruppe aus Santa Cruz (ergänzt durch Lea, die das Wochenende hier verbracht hatte) auf den langen Weg nach La Paz machen, was eine etwa 17-18stündige Busfahrt bedeutete, begleitet von schnarchenden Passagieren, schlechten Filmen und Knabberzeug.

Wir checkten im selben Hotel in La Paz ein wie damals bei unserer Ankunft in Bolivien, was merkwürdige Gefühle weckte. Waren wir damals voller Aufregung, Vorfreude und Melancholie, weil wir unsere Familien zurücklassen mussten, so herrschte jetzt eine gelangweilte Stimmung, denn so richtig Lust hatte niemand auf das Zwischenseminar. Besonders wir Crucenos fanden La Paz zu hoch, zu bergig, zu touristisch, zu voll von Minibussen und vor allem zu kalt. Die erste Seminareinheit war relativ unnötig, denn sie bestand aus dem Abzeichnen eines Papierfetzens, der zusammengesetzt mit allen anderen Fetzen die bolivianische Flagge ergab. Nach dem Abendessen gingen dann alle gemeinsam noch in eine Bar, was dann endlich witzig wurde. Wir spielten Lügen/Maiern/Mäxle und tanzten ein bisschen, nachdem zwei von unserer Gruppe DJs spielen durften.

Am nächsten Vormittag gingen Luisa, Eva, Carlotta und ich durch die Touristengassen und waren eigentlich auch auf der Suche nach dem Hexenmarkt, den wir aber nicht fanden. Nach dem Mittagessen begann die zweite Seminarrunde - jeder sollte sein Projekt vorstellen. Da wir untereinander sowieso schon über alles geredet hatten und jeder das beim nächsten erfragt hatte, was ihn interessierte, war diese Prozedur viel zu langwierig und unnötig. Der bolivianische Film, der mitten in einer verstörenden Sexszene abbrach, machte das Ganze nicht besser. Auch Guido schien keine Lust mehr zu haben, denn er schickte uns zum Abendessen und war danach einfach verschwunden.

Glücklicherweise ging es am Mittwochvormittag nach Coroico in die Yungas hinunter, wo es wärmer und schöner war. Da die Todesstraße seit einer Weile für alle Fahrzeuge außer Fahrräder gesperrt ist, fuhren wir in drei Minibussen die neue Straße hinunter in das kleine Kaff auf 1600m, das sich selbst als Paradies betitelt. Unser Hotel lag etwa fünf Gehminuten vom Zentrum entfernt (und mehr als das Zentrum gab es auch nicht), wunderschön mit Blick auf die bergige Landschaft, einem Pool und vielen tropischen Blumen rundherum. Anstatt wie angekündigt das Seminar fortzuführen lagen erst einmal alle am Pool und genossen die Wärme nach einem gemeinsamen Mittagessen im Dorf. Abends warteten wir etwa drei Stunden lang auf unsere Pizzen, da das winzige Restaurant überfordert war. Später gab es ein gemütliches Trinken am Pool und mit ein paar Leuten ging nochmal ins Dorf auf ein Cumbiakonzert. Ohne Leute, die mit einem tanzen, ist es aber irgendwie nicht so cool und ich habe außerdem noch nie so viele betrunkene Erwachsene auf einem Haufen gesehen (abgesehen von der Wiesn natürlich).

Am nächsten Tag begann die Seminareinheit vormittags, damit wir den Nachmittag frei gestalten konnten. Wir sprachen diesmal über unsere Gastfamilien, was die vielleicht einzig sinnvolle Einheit der ganzen Woche war, allerdings auch ohne eine Lösung für unsere Probleme.