Lago Titicaca - 23.10.14 bis 28.10.14


Am Donnerstagabend fahren wir mit dem Bus etwa 12-14 Stunden nach La Paz, wo wir hoffentlich irgendwann im Morgengrauen eintreffen. Wir, das sind die Freiwilligen und Austauschschüler von AFS, die bei dieser Reise mitmachen wollen. Nachdem wir einen Tag und eine Nacht in La Paz verbracht haben, geht es am Samstagmorgen los nach Copacabana (etwa vier Stunden Fahrt), einem Wallfahrtsort am Titicacasee. Wie auch La Paz liegt das Ganze ziemlich hoch, etwa auf 3.800m, was zu Unannehmlichkeiten führen kann. Ich hoffe, ich bleibe einigermaßen verschont. Von Copacabana aus besuchen wir die Isla del Sol, wo wir ebenfalls eine Nacht verbringen, mit Lagerfeuer und Musik am Abend, und die Isla de la Luna mit dem Temple de los Virgenes. Nachdem wir am Sonntagabend wieder in La Paz ankommen, setzen wir uns gleich wieder in den Bus und reisen nach Cochabamba, um dort den Montag zu verbringen. Am Dienstag kommen wir dann hoffentlich wieder in Santa Cruz an.

 

28.10.2014 / 11:24

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Pünktlich um vier Uhr fuhr der große Doppeldeckerbus nach La Paz ab. Die ersten Stunden Fahrt waren regelrecht angenehm, da die riesigen Bettstühle richtig gemütlich waren und man sich gut unterhalten konnte, während man die vorbeirauschende Landschaft betrachtete. Als es dunkel wurde, schaltete der Busfahrer einen Film an (22 Jump Street), der aber erst so leise war, dass man nichts verstanden hat und nachdem dann ständig der Bildschirm ausfiel, gaben wir es irgendwann auf, das Ganze mitverfolgen zu wollen.

 

Pierre und Hannes schlafen tief und fest.

 

Gegen Mitternacht schlief der gesamte Bus, doch ich wachte schon nach einer halben Stunde wieder auf und vertrieb mir die Zeit mit Lesen. Erst nach der Rast in Cochabamba, also nach etwas mehr als zehn Stunden Fahrt schlief ich dann auch ein bis es wieder hell wurde.

Zwar war die karge, an den Mond erinnernde Landschaft unheimlich faszinierend, doch nach fast 20 Stunden Fahrt waren wir alle froh, uns endlich von oben durch El Alto nach La Paz durchzukämpfen und am AFS-Büro auszusteigen. Hier konnten wir unser Gepäck lassen, während wir in der Kinomall Mittagessen gingen - Fast Food! Davon war eigentlich keiner begeistert, aber scheinbar fehlten die Alternativen...

 

Aussicht von El Alto aus. Einen unbebauten Aussichtspunkt gibt es nicht.

 

Danach fuhren wir mit der Gondel hoch nach El Alto, von wo aus man einen fantastischen Blick über die Stadt hatte. Besonders freute mich, dass mir nicht mal hier die Höhe zu schaffen machte. Außer dem Phänomen, dass man schon von zehn Schritten geradeaus gehen außer Puste ist, aber so erging es jedem.

 

Die Aussicht auf La Paz und den heiligen Berg Illimani, der mit 6.439m der zweitgrößte Boliviens ist.

 

Chrissie und ich posen vor der Aussicht auf La Paz ;)

 

Nachdem wir noch zur Plaza Principal in El Alto gelaufen waren (unspektakulär, aber Plazas sind nunmal der Lebensmittelpunkt aller Orte hier), fuhren wir wieder hinunter und besuchten auch noch die Plaza Principal von La Paz. Hier gab es unendlich viele Tauben, die auch keine Scheu hatten, auf Köpfen, Schultern oder Händen derer zu landen, die sie fütterten.

 

Die Kleinen haben alle einen riesigen Spaß daran, die Tauben auf den Köpfen landen zu lassen.

 

Plaza Principal von La Paz, mit Tauben und dem Regierungssitz

 

Wachen vor den Regierungsgebäuden

 

Dann mussten wir auch schon wieder weiter, da uns gegen sechs Uhr unsere Gastfamilien-für-eine-Nacht im Büro abholen würden. Allein bei wildfremden Menschen unterzukommen erschien uns allen etwas merkwürdig, aber als wir dann zu siebt in einer Familie unterkamen, war ich erst recht überrascht. Wer konnte denn so einfach sieben Leute bei sich unterbringen? Und besonders - wer wollte das denn?

 

In unserem Fall wollten das Remulo, seine Frau und ihre beiden Kinder, die zusammen mit einem Hund und zwei Katzen im Süden der Stadt wohnten, also weiter unten in der etwas reicheren Gegend. Die drei Jungs durften in einem Gästezimmer im zweiten Stock schlafen, zwei von uns Mädels hatten ein weiteres Gästezimmer und Luisa und ich bekamen Matratzen im Zimmer von Carla, der Tochter des Hauses. Die redete mit uns irgendwann nur noch auf Deutsch, da sie zwei Jahre zuvor ein Jahr in unserem Heimatland verbracht hatte und sich über die Möglichkeit freute, die Sprache mal wieder zu üben. (Sie kanns echt gut!)

Besonders unsere Gasteltern hatten scheinbar große Freude daran, uns alles möglichst perfekt zu gestalten: Wir konnten alle Duschen des Hauses gleichzeitig belegen, uns wurde jedes zur Verfügung stehende Shampoo angeboten und schließlich ließen sie mehrere Pizzen aus dem eigenen Restaurant kommen, die wir zusammen mit (nach Spülmittel aussehender und nach Industrie schmeckender) Inka-Kola auf den Sofas aßen. Anschließend gab es noch einen Film, doch ich war von der Fahrt und dem Tag so müde, dass ich gleich schlafen ging.

Am nächsten Morgen erwartete uns in der Küche ein wahnsinns-Frühstück mit zig verschiedenen Sorten Semmeln, Wurst und Käse, Marmelade, Müsli, Milch, mehreren Teesorten, Wassermelone, Papaya, Äpfel, Bananen und sogar Nutella, die hier rar und teuer ist.

 

Vor dem AFS-Büro trafen wir dann auf all unsere Mitreisenden, insgesamt 51 Leute würden zum Lago fahren! Einige kannten wir natürlich aus den Vorbereitungen und der Hinfahrt, sodass die Wiedersehensfreude ziemlich groß war. Andere, also die Austauschschüler aus den anderen Städten, lernten wir neu kennen. So hatten wir zumindest genug zu Reden, da die beiden Busse natürlich erst mit einstündiger Verspätung um acht Uhr abfuhren. Die Reise dauerte etwas mehr als vier Stunden, inklusive dem Übersetzen mit der Fähre.

 

 

In Copacabana wurden wir gleich auf die beiden Boote geleitet, mit denen wir zur Isla del Sol fahren würden. Nachdem neben unseren Bussen noch etwa 20 weitere standen, erwarteten wir das Schlimmste, doch tatsächlich würden wir auf beiden Inseln beinahe die einzigen Besucher sein.

Auf dem Boot gab es ein ekelhaftes Lunchpaket aus kaltem Reis und Hühnchen, bzw. einer vegetarischen Alternative auf Kartoffelbasis, doch wir durften auch auf dem Dach des Bootes mitfahren, wo es zwar eisig kalt aber wunderschön war. Die Aussicht auf den riesigen See, das kleiner werdende Copacabana und die immer näher kommenden Inseln war atemberaubend.

Nach etwa anderthalb Stunden Fahrt (mit maximal 100PS pro Boot kein Wunder) legten wir an einem Steinsteg der Isla del Sol an. Der kurze Aufstieg zu einer Ruine im oberen Drittel der Hügelkette brachte uns alle außer Puste, doch der Blick vom Hügelkamm aus entschädigte für alles: Rund herum klares, blaues Wasser, am Horizont die schneebedeckten Anden hinter endlos scheinenden Hügelketten auf dem Festland.

 

 

 

 

Eine Weile wanderte jeder für sich umher, schoss Fotos und genoss die frische Luft.  Irgendwann rief unser Reiseleiter uns zusammen, um etwas über die Pachamamá (das ist der Glaube der Inka: die Mutter Erde ist heilig) und die Inseln zu erzählen. Den Beginn des Vortrags verpasste ich leider, da ich ein Stück entfernt auf den Steinen saß und in Gedanken versunken meine eigene Inkaruine baute.

 

Die Reisegruppe hört gespannt zu.

 

Meine persönliche kleine Inkaruine.

 

Doch da ich mir schon beim ersten Mal, als ich vom Glauben an die Pachamamá gehört hatte, mehr Informationen dazu angelesen habe, machte das nichts. Einerseits finde ich, es ist eine der sinnvollsten Arten, seinen Glauben auszuleben, indem man der Erde dankt, die einem täglich alle Lebensgrundlagen bietet. Andererseits frage ich mich, wie das damit zusammenpassen kann, dass Bolivianer nicht nur von Mülltrennung keine Ahnung haben, sondern ihr gesamtes Plastik auch einfach in die Natur werfen, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.

 

Nach ein paar Gruppenfotos stiegen wir wieder zu unseren Booten hinab. Beim Einsteigen rutschte eine der Japanerinnen (oder der Thailänderinnen, ich weiß es wirklich nicht) mit dem Fuß ab und landete voll bekleidet, mit Handy in der Tasche und Kamera um den Hals im eisigen Wasser des Titicacasees. Irgendwie schaffte sie es aber, das Ganze mit Humor zu nehmen. Die Boote brachten uns um die Insel herum zu einem anderen Steg, von dem aus wir eine gute halbe Stunde bergauf stapften, bis wir an den Häusern und Hütten ankamen, in denen wir die Nacht verbringen würden.

 

Das Panorama erleichtert den Aufstieg.

 

Da uns auf dem Weg mehrere bepackte Esel entgegen kamen, wunderten wir uns bald nicht mehr über die kniehohen Verschläge aus gestapelten Steinen, in denen die Tiere untergebracht waren. Im Hotel angekommen wurden wir auf unsere Zimmer aufgeteilt, in denen es ziemlich gemütlich aussah: Schlichte Betten mit ein paar Decken, ein Garderobenständer und ein kleines Bad waren die Vorteile. Der entscheidende Nachteil war: Es gab nur kaltes Wasser. WIRKLICH kaltes Wasser.

 

Schneebedeckte Bergketten der Anden am Horizont.

 

Eine Stunde ruhten wir uns vom Aufstieg aus, der mit Gepäck und auf etwa 3800-4000m doch ziemlich erschöpfend war, danach gab es Abendessen.

 

Der Speisesaal mit typischen Cholita-Tüchern als Tischdecken - der einzig warme Raum.

 

Endlich konnten wir mal etwas für die Gegend typisches essen: Als Vorspeise eine Gemüsesuppe, dann Trucha (Forelle) mit Nudeln (zu weich, wie immer) und einer leckeren (gut, ich gebs zu, toskanischen) Gemüsesauce. Danach wurde vor der Tür ein Lagerfeuer angemacht, allerdings stand nur eine einzige Portion Holz zur Verfügung, sodass es nicht gerade groß war und nicht wirklich lang dauerte. Als unsere lieben Betreuer meinten, jeder müsse jetzt den Grund nennen, warum er AFS gewählt hat und danach eine lustige Geschichte seines Auslandsjahres erzählen, waren wir erst einmal genervt. Das würde doch fürchterlich langweilig werden. Teilweise behielten wir recht, es war manchmal langweilig, doch vor allem gegen Ende fielen immer mehr Leuten wirklich komische Stories ein, die sie zum Besten gaben. Gegen Mitternacht gingen Eva, Luisa und ich ins Bett, da das Feuer aus und es inzwischen eiskalt war. Doch das sollte im Zimmer nicht besser werden: Trotz Pulli und Jacke beim Schlafen fror ich die gesamte Nacht durch und traute mich kaum, mich zu bewegen, da ich dann wieder irgendeine kalte Stelle im Bett berührte. Fast war ich froh, als der Wecker klingelte. Meinen Zimmergenossinnen ging es nicht besser mit der Kälte, sodass wir gemeinsam beschlossen, auf die eisige Dusche zu verzichten. Das Klima hier war ja nie so, dass man schwitzte wie in Santa Cruz.

Zum Frühstück gab es Tee, Pfirsichsaft und eine Semmel für jeden, die mich stark an die im Projekt erinnerte, dazu gesalzene Margarine und Pfirsichmarmelade - spartanisch, aber recht lecker.

 

Die Aussicht morgens nach dem Aufstehen. Neidisch?

 

Die Bolivianerinnen möchten uns noch ein paar Andenken andrehen und breiten Decken, Mützen, Schals, Handschuhe, Pullover, Stifte, Flöten, Ketten, gestrickte Lamas und so weiter vor sich aus.

 

Kurz vor der Abfahrt deckten sich einige, die das bis dahin noch nicht getan haben, mit Mitbringseln, Erinnerungen, Pullis und Mützen ein. Dann ging es einen wesentlich kürzeren, aber auch viel steileren Weg als gestern hinab zu einem Steg, wo uns die Boote erwarteten, um uns zur Isla de la Luna zu bringen.

 

Diese typischen Schilfboote waren früher das Hauptfortbewegungsmittel. Heute stehen sie meist nur noch zur Zierde herum.

 

Da stand der Temple de los Virgenes, wo wir uns eine Weile aufhielten, bevor wir uns erneut an den Aufstieg wagten, der zwar nicht lang dauerte, aber unheimlich anstrengend war.

 

Der Temple de los Virgenes von oben.

 

Obwohl wir die einzigen Touristen auf der Isla de la Luna waren, saßen vier Cholitas, zwei davon Kinder, am Wegrand und versuchten, Andenken zu verkaufen.

 

Das stete Auf und Ab der Reise: Hier gehts nach unten zum Strand an der Isla de la Luna.

 

Auf der anderen Seite des Hügels ging es wieder hinunter bis zu einer großen Wiese, wo ein paar Bolivianer aus dem Nichts ein Picknick herzauberten mit typischem Fleisch, merkwürdigen Kartoffeln (außen schwarz und innen karottengelb), Yukka, Salat und Roter Beete, angerichtet auf den bunten Tüchern der Cholitas.

 

Das "Buffet" ist eröffnet: typisches "Andino Apthapi".

 

Nach dem Essen konnten die Verrücktesten im Titicacasee baden gehen (worauf ich verzichtete, da mir in Strumpfhose, Jeans, Shirt und Pulli gerade warm genug war), bevor es zurück nach Copacabana ging.

 

Ich habe lieber ein paar Fotos gemacht - natürlich grasen hier Lamas am Ufer! (Oder sind es Alpakas?)

 

Auf der Fahrt kletterte ich nach vorn in den Bug.

 

Im Ort hatten wir eine Stunde Zeit, herumzulaufen und in den vielen Touristenläden zu stöbern. Ich stapfte allein los, ganz versunken in die Zampoñas und selbstgeschnitzten Flöten, von Hand geflochtenen Armbänder, Lamawollpullover und aus Schilf gefertigten Miniaturschiffchen, die es auch in lebensgroß gibt. Jetzt bin ich auch stolze Besitzerin eines Alpakapullovers in weiß und verschiedenen Brauntönen und einer großen Zampoña, die ich auf ganze 12 Bolivianos heruntergehandelt habe, also gut 1,20€.

 

Touri-Shopping! Sogar die Jungs machen mit.

 

Die Reise zurück war eine Mischung aus Genuss der Aussicht und Anstrengung, da ich nach zwei nicht gerade erholsamen Nächten (Bus und Insel) die Müdigkeit wieder spürte.

 

Die mondgleiche Landschaft, die bei mir das Bedürfnis weckte, nach Drachen Ausschau zu halten, die bestimmt gleich über dem Hügelkamm aufsteigen und mit ihrem Feuer ein paar Grashalme versengen, bevor sie einen tiefen Schluck aus dem See trinken, der hinter den Hügeln hervorblitzt.

 

Direkt nach dem Übersetzen der Fähre trennten wir aus Santa Cruz und Cochabamba uns von den Paceños, denen aus Tarija, Oruro und Potosí, da die Busse in La Paz unterschiedliche Richtungen einschlagen würden.

Wir hielten im Busterminal vom La Paz, kauften unsere Tickets nach Cochabamba und nachdem Hannes seinem Rucksack nachgejagt war, den er im vorherigen Bus vergessen hatte (zum Glück bekam er ihn wieder!), liefen wir mehr schlafwandelnd als wach zum Burgerking/Subway, um da zu Abend zu essen. Mein erstes Essen bei Subway - ich verstehe den Hype, den manche darum machen, ja nicht. Ist halt ein Sandwich. 

Nachdem wir unser Essen zur Genüge angeschlafen haben, uns im Fast Food Restaurant die Zähne geputzt und die Haare gekämmt haben (auf dem Klo, so höflich waren wir dann doch), nahmen wir Taxis zurück zum Terminal und kletterten in den Bus. Wieder nahmen wir die Flota Bolivar, die angeblich sicherste Firma mit dem größten Komfort, wieder einen "Bus Cama", also Bus mit Betten. Diesmal schliefen ausnahmslos alle fast sofort ein und ich schlief beinahe durch und musste in Cochabamba durch Rütteln geweckt werden. So richtig konnte ich es gar nicht fassen, dass wir schon da waren. Das sollen zehn Stunden gewesen sein?

Eine ganze Weile saßen wir im Busterminal von Cochabamba herum, wie gerädert von merkwürdigen Schlafpositionen und generellem Schlafmangel, während Jorge versuchte, Hotelzimmer für uns zu organisieren. Das schaffte er dann auch, sodass wir 15 Leute uns in drei kleinen Hotelzimmern innerhalb einer Stunde duschen und umziehen konnten. Da ich als erste duschte, war sie noch eiskalt, doch diesmal war mir das egal, denn ich fühlte mich so zerknittert, dass mich das maximal etwas wacher machen konnte.

Als alle fertig waren setzten wir uns an einen dieser Straßenstände, wo eine dicke Frau uns nach nichts schmeckenden Kakao aus Pulver und Wasser und eine große Käseempañada servierte - für insgesamt 9Bs, also etwa 90 Cent pro Person.

 

Empanadas con Queso und Kakao auf Wasserbasis. Die Zuckerbehälter waren danach leer..

 

Als Nachtisch nach dem Frühstück kauften wir uns noch eine Scheibe Wassermelone an diesem Straßenstand. 2 Bs das Stück, ebenso wie die Ananas. Fast schon teuer, aber wir sind ja Touris.

 

Da ausgerechnet heute Straßenblockaden waren und keine Micros, sowie kaum Taxis fuhren, liefen wir eine Weile durch die Stadt, immer in Richtung El Christo.

 

Ein farbenfrohes Micro versperrt die Straße. Hier sind sie noch bunter als in SC und haben außerdem längere Nasen.

 

Da heute Montag war, hatte die Gondel Ruhetag und mit einem Blick auf die endlos scheinenden Treppenstufen, die den Berg zu El Christo hinaufführten, die Schiene an Linas Knie und den heftigen Sonnenbrand einiger weiterer entschieden wir uns, mit Taxis hinaufzufahren. Irgendwie hatte ich da ja schon ein schlechtes Gewissen, aber nach dem Abstieg auf etwa 1500 Stufen (Monika hat gezählt) war ich doch erleichtert.

 

Ein paar Stufen waren es trotzdem.

 

Tolle Aussicht auf die Stadt, die sich rundherum erstreckt.


Oben an der weißen Betonstatue machten wir Fotos und genossen die fantastische Aussicht über Cochabamba. Das war der entscheidende Vorteil von sowohl La Paz, als auch CBBA: Es gab Orte, von denen aus man die ganze Weite der Stadt überblicken konnte. Santa Cruz ist so flach, dass das einfach nicht geht.

 

Ein Bibelausschnitt vor der Christusstatue. Aber Hauptsache, die Blumen stecken in Plastikflaschen.

 

Das typische Tourifoto musste sein.

 

Auf fast jeder Kaktee steht irgendwas gekritzelt. Blühen tun sie trotzdem.


Wieder unten angelangt nahmen wir Taxis zu einem der Casa de Campo - Restaurants, die es in jeder größeren Stadt gab und die typisch bolivianisches Essen anboten. Bald saßen wir vor riesigen Tellern Silpancho, Pikemachu und wie das Zeug alles heißt. Übersetzt ist es eigentlich immer eine bestimmte Sorte Fleisch mit Reis, mal ergänzt durch Bratkartoffeln, mal durch Pommes, mal durch ein Spiegelei oder Salat. Aber geschmeckt hat es trotzdem.

 

Reis, Bratkartoffelzeugs, superdünnes Fleisch, Spiegelei, Tomaten und Zwiebeln. Silpancho.

 

Anschließend, vollgefressen wie wir waren, liefen wir auch in dieser Stadt - wohin sonst - zur Plaza, wo wir Tim, einen der CBBA-Freiwilligen von AFS trafen und uns mit dem unterhielten, bevor Jorge uns weiterdrängte zum angeblich größten Markt Boliviens. Davon sahen wir aber nur etwa drei Straßen, da wir die knappe Stunde, die wir Zeit hatten, wieder im Touristensträßchen zwischen bolivianischen Musikinstrumenten und Alpakapullovern verbrachten.

 

Plaza von Cochabamba

 

Nachdem wir kurz im Hotel unsere Sachen geholt hatten, mussten wir auch schon wieder ins Busterminal, um unsere für dieses Wochenende letzte Busreise nach Santa Cruz anzutreten. Die dauerte von acht Uhr abends bis kurz vor sieben Uhr morgens und obwohl ich immernoch hundemüde war, konnte ich nicht ganz so gut durchschlafen wie in der Nacht zuvor. Der Vorteil dabei war, dass ich dadurch das merkwürdige Wetter mitbekam, das draußen herrschte: Erst leuchtete im Sekundentakt der Himmel von lauter Blitzen, dann war die Welt irgendwann nur noch Sepiafarben, vermutlich vom staubigen Regen.

Auf dem Parkplatz des Busterminals von Santa Cruz angekommen sangen wir ganz verschlafen Happy Birthday für Max, bevor wir ausstiegen und uns mit Micros unseren Heimweg suchten. Erstmal noch ein paar Stunden Schlaf nachholen, dann eine Dusche, bei der ich selbst die Temperatur bestimme, ein Frühstück meiner Wahl und dann bin ich endlich wieder hergestellt.

 

Lieblingsbild: Die Isla de la Luna im Hintergrund der bolivianischen Flagge.